Landtagswahlen

Am 1. September sind Landtagswahlen in Sachsen.
Die Wahl birgt mit einer darauf folgenden Regierungsbeteiligung der AFD die Möglichkeit einer rechtsnationalen Zäsur im Freistaat. Weite Teile der sächsischen CDU schließen eine Koalition mit der AFD, entgegen der eigenen Parteilinie, nicht aus.
Nach derzeitigen Umfragen landet die CDU knapp vor der AFD, ein Regierungsbündnis ohne die AFD, aber mit einer Mehrheit im Parlament scheint möglich.

Für uns stellt dies keinen Grund zur Beruhigung dar.
Auch ohne Regierungsbeteiligung wird die AFD erheblich an Einfluss gewinnen und ihre antiliberalen, fremdenfeindlichen, sexistischen, heteronormativen, nationalistischen und demokratieverachtenden Standpunkte als nunmehr „Volkspartei“ verstärkt in alle Diskurse einbringen.
Auf eine Gegenwehr der anderen „Volkspartei“, der CDU, sowie der durch sie aufgebauten Institutionen ist nicht zu hoffen, nutzt die AFD doch nur die nationalistischen Wege die ihr die CDU seit 1990 bereitet hat.
Dies muss den Menschen, die im Sachsen der Neunziger und Nuller Jahre gelebt haben sicherlich nicht in Erinnerung gerufen werden. Auch damals war Sachsen ein stockkonservatives, repressives und vom Nationalismus durchzogenes Bundesland.
Die Sachsen immun gegen Rechtsextremismus? Eine Farce.

Also alles wie immer nur mit einer anderen Partei?
Mitnichten.
Über die AFD wurde und wird viel geschrieben. Seit ihrer Entstehung und ihrer zunehmenden Radikalisierung ist es möglich, sich in journalistischen Erzeugnissen in Ton, Wort und Bild über das Wertesystem und die führenden Personen dieser Partei zu informieren (z. B. Link [1], [2], [3], [4]).
Gesondert erwähnt sei hierbei die Rede Bernd Höckes zum Kyffhäusertreffen 2019 [5], welche einen Einblick in den Habitus und die zukünftige Ausrichtung der Partei gibt.
Auch wenn wir den Verfassungsschutz als Institution und seine Aktionen grundsätzlich ablehnen, ist das Verfassungsschutzgutachten zur AFD als zusammenfassendes Werk eine Lektüre wert [6].
Neben der Blut und Boden Ideologie der AFD steht mit gleicher Sorge der Blick auf ihre Standpunkte hinsichtlich Umweltschutz, Energiegewinnung und Klimawandel und somit auf die Grundlage unseres Lebens und auf das der Generationen die noch kommen mögen.

Was hat das alles mit uns als Konzertgruppe und Tapelabel zu tun?
Der chauvinistischen und präfaschistischen Ideologie der AFD wohnt der Glaube an die alleinige Wahrheit und das Bestreben der Herstellung einer gleichförmigen Gesellschaft nach deren Vorbild inne.
Eine Gesellschaft unter den Werten der AFD lehnen wir als Menschen kategorisch ab.
Zudem sehen wir die Räume und Zusammenhänge in denen wir unserer Leidenschaft nachgehen akut bedroht. Es ist ernst zu nehmen, wenn die AFD in ihrem „Regierungsprogramm“ schreibt: „Kultur darf kein Tummelplatz für soziokulturelle Klientelpolitik sein.“
Hier wird soziokulturellen Einrichtungen und jeglichen progressiven Freiräumen der Kampf angesagt.
Die Repressionswelle, welche unter dem Deckmantel der „Linksextremismusbekämpfung“, aktuell die autonomen Zentren, Veranstalter und Jugendclubs in Sachsen trifft, gibt wenig Hoffnung auf einen Widerstand in den staatlichen Institutionen bei der Umsetzung dieses Vorhabens.
Uns ist bewusst, dass wir uns als Veranstaltungskollektiv oft in das gemachte Nest setzen und dass die Menschen, die diese Freiräume geschaffen haben und sie am Leben erhalten am stärksten von aktuellen und zukünftigen Repressionen betroffen sind bzw. wären.
Ihnen gilt unsere Solidarität und Unterstützung.

Und nun?
Der Rechtsruck und die Verrohung des öffentlichen Diskurses in Deutschland sind in vollem Gange und manifestieren sich auch zunehmend in den Parlamenten.
Die emanzipatorischen Kräfte haben dem leider wenig entgegenzusetzen, u. a. weil eine Unterstützung aus der sich selbst radikalisierenden oder schon nicht mehr vorhandenen Zivilgesellschaft ausbleibt.
Hier sind wir nun alle gefragt. Bis zur Landtagswahl sind es zwar nicht einmal mehr zwei Wochen, für jeden von uns jedoch noch genug Zeit um auf Menschen außerhalb unserer eigenen Blase einzuwirken und zu verdeutlichen, dass eine offene Gesellschaft, die sich an Mitmenschlichkeit orientiert mit der AFD nicht zu machen ist.

Für die Zukunft gehen wir davon aus, dass Freiräume und emanzipatorische Initiativen verstärkt Repressionen ausgesetzt sein werden.
Für uns als Konzertgruppe bedeutet dies, dass wir anstreben uns besser mit diesen zu vernetzen, um sie im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen. Wir möchten selbstverständlich auch das Angebot machen mit uns in Kontakt zu treten. Ebenso wollen wir verstärkt die Möglichkeit bieten auf unseren Shows Initiativen vorzustellen oder über politische Themen zu informieren.
Wir würden uns freuen wenn die gesellschaftliche Lage mehr Menschen dazu motiviert, sich zu engagieren und somit dem Zerfall von humanistischen Grundwerten etwas entgegensetzen. Hier gibt es kein zu wenig, jedes Engagement ist wichtig.

bharal crew

[1] https://hajofunke.wordpress.com/…/funke-afd-gefahrlicher-a…/
[2] https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com
[3] https://www.volksverpetzer.de/analyse/afd-sachsen-kinder/
[4] https://andreaskemper.org/…/09/landolf-ladig-ns-verherrlic…/
[5] https://www.youtube.com/watch?v=gXo8pRXNEEU
[6] https://netzpolitik.org/…/wir-veroeffentlichen-das-verfas…/…